- Kommunistisches Informationsbüro
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Kommunistisches InformationsbüroDer seit 1946 einsetzende Kalte Krieg überzeugte Stalin von der Notwendigkeit, den Einflussbereich der UdSSR in Ost- und Südosteuropa zu einer festen Einheit zusammenzufassen und den alleinigen politischen und ideologischen Führungsanspruch der KPdSU zu verankern. Ein Wiederaufleben der 1943 suspendierten Kommunistischen Internationale schien inopportun zu sein, denn bei dem von anderen kommunistischen Parteien erreichten Entwicklungsstand war eine offizielle überparteiliche Befehlszentrale überflüssig.Nach mehrmonatigen Konsultationen und unter absoluter Geheimhaltung wurden mit Ausnahme Albaniens, aber unter Beteiligung französischer und italienischer Delegierter die Führer der osteuropäischen kommunistischen Parteien schließlich für den 22. bis 27. September 1947 ins polnische Szklarska Poręba zur Gründungskonferenz des Kommunistischen Informationsbüros (Kominform) eingeladen.Die sowjetischen Chefdelegierten Schdanow und Malenkow vertraten in ihren Grundsatzreferaten die Auffassung, dass die Phase der internationalen Zusammenarbeit beendet sei und die Welt sich in zwei große Lager gespalten habe. Die auf Gleichheit und gegenseitige Achtung gegründeten Beziehungen zwischen den kommunistischen Parteien müssten im Interesse der Selbstbehauptung noch enger ausgestaltet werden. Neben einer Kritik an den französischen und italienischen Genossen wegen ihres Zögerns, nach Kriegsende die Macht an sich zu reißen, wurden vom polnischen Parteichef Gomułka vorsichtig Vorbehalte gegen eine allzu deutliche Gängelung der kommunistischen Parteien durch das ZK der KPdSU angemeldet. Auf Wunsch Stalins wurde Belgrad zum Sitz des Kominform gemacht, das auch die Monatszeitschrift »Für dauerhaften Frieden, für Volksdemokratie« betreuen sollte.Der rechtlichen Konstruktion nach wurde mit dem Kominform keine überparteiliche, sondern eine zwischenparteiliche Institution geschaffen, die keine Weisungsbefugnis besaß; tatsächlich diente das Kominform jedoch dem ZK der KPdSU als Befehlszentrale, um die (nach dem Beitritt Albaniens am 28. Oktober 1947) zehn Mitgliedsparteien zu disziplinieren und eine weitgehende Konformität zu erreichen.Bis November 1949 wurden allerdings nur vier Plenarsitzungen abgehalten, denn der Zusammenschluss konnte die im Kreml gehegten Erwartungen nicht erfüllen, zumal es Stalin unter Einsatz des Kominform im Sommer 1948 nicht gelungen war, das Jugoslawien Titos wieder uneingeschränkt der Autorität der UdSSR und der KPdSU zu unterstellen. Auch die siegreiche KP Chinas trat dem Kominform nicht bei.Der Tod Stalins am 5. März 1953, der Abbau des sowjetischen Absolutheitsanspruchs verbunden mit der Aufwertung des Grundsatzes des proletarischen Internationalismus sowie die Akzeptanz eigener Wege zum Sozialismus trugen schließlich zur Auflösung des Kominform bei, die im Rahmen der sowjetischen Wiederannäherung an Jugoslawien am 17. April 1956 bekannt gegeben wurde.IIKommunịstisches Informationsbüro,Kurzwort Kominfọrm, eigentlich Informationsbüro der kommunịstischen und Arbeiterparteien, gegründet im September 1947 in Schreiberhau (Szklarska Poręba, Polen) von den kommunistischen Parteien Bulgariens, Frankreichs, Italiens, Jugoslawiens, Polens, Rumäniens, der UdSSR, der Tschechoslowakei und Ungarns. Das Kommunistische Informationsbüro sollte dem »Erfahrungsaustausch der Parteien« und der »freiwilligen Gleichschaltung ihrer Aktionen« dienen (Publikationsorgan: »Für dauerhaften Frieden, für Volksdemokratie«); tatsächlich wurde es wie bereits die Kommunistische Internationale von Stalin dominiert und diente von Anfang an als Hilfsorgan der sowjetischen Außenpolitik. Als sich die jugoslawische Partei- und Staatsführung unter J. Tito weigerte, sich dem ideologischen Führungsanspruch Stalins zu beugen, schloss das Kommunistische Informationsbüro die jugoslawische KP am 28. 6. 1948 aus und verlegte seinen Sitz von Belgrad nach Bukarest. Unter dem Druck Stalins setzte nun - v. a. in den kommunistischen Parteien des Ostblocks - eine Verfolgung der vermeintlichen oder tatsächliche Anhänger Titos ein. Nach Stalins Tod (1953) löste sich das Kommunistische Informationsbüro im Zuge der Entstalinisierung am 17. 4. 1956 auf.
Universal-Lexikon. 2012.